Dienstag, 7. Oktober 2014

Ultimate Fighting Championship (I)

Seit knapp 20 Jahren gibt es die Ultimate Fighting Championship, wo hinter sich eine  US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Organisation verbirgt. Charakteristisch für die Kämpfe der UFC sind der enge Käfig sowie die weit gefassten Regeln. Ohne diese Sportart an sich beurteilen zu wollen, ist es doch auffällig, dass es in den Wettkämpfen immer wieder zu Extremsituationen kommt. So zeichnen sich gewisse Sportler - euphemistisch ausgedrückt - durch ihre Unnachgiebigkeit aus, was sie (für mich) unter dem Aspekt des Blutrausches interessant werden lässt. Beispielhaft dafür ein Zusammenstellung von Bildern aus einem Kampf zwischen Dan Henderson und Michael Bisping vom 11.07.2009:
Abb. 1: Screenshots aus: "Top 20 Knockouts in UFC History" (Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=LWE79K2Ii-s), zusammengestellt von Henrik Wehmeier
Wie auf den Bildern zusehen ist, wird der eine Kämpfer durch einen Wirkungstreffer außer Gefecht gesetzt. Sein Kontrahent zieht sich daraufhin jedoch nicht zurück, sondern stürzt sich regelrecht auf ihn und schlägt weiter auf ihn ein, woraufhin ihn der Schiedsrichter wegzerrt. Dieses Geschehen ist nun durchaus so gewollt und wird nicht gestraft - vielmehr wird dieser Ausschnitt des Kampfes von der UFC selbst als einer der besten Knockouts der eigenen Geschichte angepriesen. Dieses ist für mich wie gesagt jedoch nur von peripheren Interessen, dieser Kampf bzw. der Sport wirft vielmehr eine grundsätzliche Frage auf: Wo sind eigentlich die Grenzen des Sportes? Wie kann zwischen Wettkampf und Blutrausch unterschieden werden?
Auf der einen Seite hat die UFC natürlich ein wirtschaftliches Interesse, die Brutalität der Wettkämpfe ist Alleinstellungsmerkmal und verspricht dem Zuschauer ein Spektakel. So sieht man oben im Ring noch die Blutspuren der vorherigen Kämpfe auf den Ringboden, die sich mit den neuerlichen vermischen. Aber dennoch: Handelt es sich hier um professionalisiertes Handeln, oder um nicht schon um ein Umschlagen in die Grenzsituation, in den Blutrausch?
Hier stößt man nun unumgänglich auf die Frage, was eigentlich ein Blutrausch sei. Zumeist wird er als psychischer Ausnahmezustand bezeichnet, der die Ausführung von Gewalttaten bedingt. Es besteht also scheinbar ein enge Verbindung zum Aussetzen der Empathie sowie zum Verlust des Moralbewusstseins (bzw. eine Ausblendung der strafrechtlichen Konsequenzen). Dieser Empathieverlust wird im obigen Beispiel sehr deutlich: Statt aus Angst um die Gesundheit des Kontrahenten zurückzuschrecken, drängt der Kämpfer weiter auf ihn ein. Er schlägt auf den ungeschützen Kopf ein; nach dem Kampf stielt er starren Blicks nach vorne und hebt mechanisch die Arme, die Mimik konstant ausdrucksleer.
Möglich Ursache für dieses Handeln kann der Adrenalinschub im Körper sein, der Niederfall auf eintrainierte Handlungsmuster, die anpeitschende Menge um ihn herum. Doch wirken diese Aspekte nur wie Annäherungen: Zeigt sich nicht hier eine bewusste Provokation des Rausches, der Drang zum unmittelbaren Handeln, sprich final eine gezielte Ausschaltung der distanziernden Intellektualität? Fokussiert auf die Konfrontation Körper gegen Körper geht es nur um die Zerstörung des Anderen, des Gegenüber - zumindest im Moment der Schwerelosigkeit nach dem Wirkungstreffer auf den Anderen, wenn das Taktieren fallen gelassen werden kann und sich das eigene Bewusstsein in der Spiegelung der Bewusstlosigkeit des Anderen ausschalten kann. 



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