Ein weiteres kommödiantisches Bespiel der Darstellung des Drogenrausches stellt das Musikvideo zu Action Bronsons "Easy Rider" aus dem Jahr 2014 dar (Video s.u.), die Regie führte Tom Gould. Der us-amerikanische Rapper Action Bronson spielt in dem Video selbst die Hauptrolle, dass als - wie der Name schon andeutet - Hommage an den Film
Easy Rider (USA 1969, R.: Dennis Hopper) gestaltet ist. Nachdem in den Eingangsszenen gezeigt wurde, wie Bronson als namenloser Soldat wild um sich schießt und anschließend im Militärkrankenhaus liegend seinen militärischen Vorgesetzen vehement nach seiner Gitarre fordert, setzt der Vorspann ein. Es erscheint mir nebenbei bemerkt ein Trend der letzten Jahre zu sein, dass viele Musikvideos Vorspannsequenzen aufweisen, vielleicht eine Konsequenz davon, dass sich Musikvideos nach ihrer ersten MTV-Hochphase durch neue Kanäle wie Youtube wieder neuer Beliebtheit erfreuen. Der Vorspann dieses Videos reinszeniert nun sehr detailgetreu den Vorpann bzw. Motive von
Easy Rider:
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkS5TwX1fDN5B68044VrWc0PO3K_nRlUSMYMTtm6EbHuMQb0EpIJbpTO0rYLh4vm4hjBKaJozXQbobxDDP5jcXP1YDuwmSmSboNsWIOQAFEkZNTDhz8JKm2J_klB3g96jOgz1OMVkkGmTw/s1600/Abb_1_Intro.jpg) |
Abbildung 1: Eingangssequenz 'Easy Rider'. Quelle: Musikvideo 'Easy Rider' v. Action Bronson, R.: Tom Gould. Zusammenstellung von Henrik Wehmeier. |
Formal sticht direkt die Typographie und die Positionierung der Schriftzüge ins Auge, die sehr genau der von Easy Rider entspricht. Auch die Einstellungen sind sehr ähnlich: Die Kamera fährt neben dem Hauptproganisten her, sie zeigt ihn dabei aus verschiedenen Perspektiven, die oft in nahen Aufnahmen Details wie etwa den rollenden Vorderreifen fokussieren. Diese Aufnahmen wechseln sich mit Totalen ab, die die Landschaft, bzw. genau genommen die leere, weite Straße, inszenieren. Zentrale Motive sind also die Bewegung und die Freiheit, die durch dynamische Aufnahmen vermittelt werden und inhaltlich dem Motiv des Bikers entsprechen, der als eine Art motorisierter Cowboy für Freiheit und Erkundungsdrang steht. Dieses Motiv wird in dem Musikvideo humoristisch gebrochen, da Bronson lediglich ein Krankenhaushemd trägt, wodurch er das Motiv des Bikers unterläuft.
Anschließend nimmt das Musikvideo ein weiteres inhaltiches Motiv aus Easy Rider auf, welches es in diesem Rahmen interessant macht: den Konsum von LSD. Broson trifft bei seiner Reise an einer Tankstelle auf eine junge Frau, bei der er - nachdem der Beischlaf erfolgreich vollzogen wurde - LSD konsumiert. Das restliche Video zeigt ihn dann vom LSD berauscht durch die Welt wankend, er zettelt eine Kneipenschlägerei an, gerät mit der Polizei in Konflikt und ihm erscheint ein indianischer Schamane innerhalb einer Vision. Das Ganze ist ästhetisch auffällig inszeniert:
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi1u7WKgoCMg3puGwIXfAFb0gjMj9ZckY5M4aJjwsB2YZiEtyosJJ8PbSYJVHZ4-stO0L9LfCuf3S2hmdq9KNUxVjGjXwwfVdh18Y7VB1dNDPSNQohPSmF195cyS2m_PqYUCtbJHlnK3jOy/s1600/Abb_2_Rauschszenen_Easy_Rider_Action_Broson.jpg) |
Abbildung 2: Rauschszenen 'Easy Rider'. Quelle: Musikvideo 'Easy
Rider' v. Action Bronson, R.: Tom Gould. Zusammenstellung von Henrik
Wehmeier. |
Es fallen verschiedene Techniken auf, so u.a. das expressive und überzeichnete Schauspiel von Bronson, der mal mit weit aufgerissenenen Augen, mal mit einem enthemmten Schrei dem Rausch begegnet. Sein Schauspiel wird dabei durch viele Groß- und Nahaufnahmen in Szene gesetzt. Des Weiteren taucht der Zuschauer direkt in seine Perspektive ein. Diese subjektiven Perspektiven zeichnen sich durch das verzerrte Bild aus, das Gesicht des (mutmaßlichen) Indianers wie auch die Landschaft werden durch digital realisierte Störungseffekte der Linse gebrochen. Sie verweisen auf den Einfluss von LSD auf die Wahrnehmung, in diesem Fall verschwimmen die Konturen, wodurch sich die feste Struktur der Bilder auflöst. Inhaltlich wird diese Drogenerfahrung als Bewusstseinsreise dargestellt, die Hauptfigur scheint insbesondere durch die Visionen Einsichten über ihr Leben zu erlangen. Der konkrete Inhalt dieser Erkenntnis präsentiert sich jedoch wieder als Parodie: Bronson trifft am Zielpunkt seiner Reise auf eine Kirche, in der eine Gitarre als Heiligensymbol präsentiert wird. Im Schlussbild steht er dann im Sonnenuntergang auf einem Hügel und spielt virtuose Gitarrenriffs, er scheint also letztlich ganz in der Musik aufzugehen, was das Ziel seiner Suche gewesen sein könnte. Auch dieses Motiv ist aus Easy Rider übernommen und drückt in meinen Augen den Moment der Freiheit aus, den der Reisende in der menschenleere Wüste und in (drogenbedingter) Symbiose mit der Natur erfährt.
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