Structuralists are people for whom what counts in essence are systems of relations and thus not at all the lived individual experience of people… what I do belongs at heart like structuralism to this great questioning of the sovereignity of the subject… Deep down what is the experience of drugs if not this: to erase limits, to reject divisions, to put away all prohibitions, and then ask oneself the question, what has become of knowledge? Do we then know something altogether other? Can we still know what we knew before the experience of drugs? Is this knowledge of before drugs still valid or is it a new knowledge? This is a real problem and I think that in this measure the experience of drugs isn’t marginal in our society, it’s not a sort of little deviance that does not count. It seems to me that it is at the very heart of the problems that the society in which we live – that is to say, in the capitalist society – is confronted with.Foucault charakterisiert den Drogenrausch in seinen typischen Eigenschaften: Als Auflösung der Grenzen des souveränen Subjekts und Zurückweisung intellektueller Unterteilungen. Auffällig ist dabei die positive Konnotierung des Drogenrausches, so provoziere er eine neue, andersartige Form des Wissens, die dadurch die gesellschaftlich dominanten Erkenntnissformen in Frage stelle. Deutlich wird dabei die zeitgemäße gegenkulturelle Prägung, Angriffspunkt ist der Kapitalismus als unterdrückende Gesellschaftsordnung, gegen die es zu opponieren gelte.
Diese, von den 68ern beeinflusste, euphemistische Aufladung des Drogenrausches zeigt damit indirekt, welche Wandlungen der Drogendiskurs in den folgenden Jahrzehnten erfahren hat. Insbesondere das Aufkommen von Heroin dürfte die Ansicht, dass Drogen eine Befreiuung des Wissens darstellen, nachhaltig beschädigt haben. So kann man andersherum fragen, ob die Drogen nicht, statt weiterhin eine psychedelische Herausforderung für das bürgerliche, kapitalistische Bewusstsein zu sein, vielmehr vom Kapitalimus vereinahmt wurden. Insbesondere Heroin wurde zu einem Produkt zwischen Angebot und Nachfrage, es bildeten sich marktähnliche Strukturen und Geld wurde zum treibenden Faktor der Verbreitung bzw. politischen Duldung der Substanz. Zweifellos ist dies keine neue Entwicklung gewesen, doch ist auffällig, wie deutlich der Bruch zwischen gegenkultureller Strömung und "Drogenkriegernüchterung" war.
Abgesehen von dieser gesellschaftlichen Entwicklung korrespondieren Foucaults Ausführungen zur Droge als Problem für den Strukturalismus auf theoretischer Ebene mit den Ausführungen anderer zeitgenössischer Denker. Gilles Deleuze und Félix Guattari problematisieren in ihrem Werk Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie die Droge als Bruch mit hierarchischen Wissensstrukturen und als Eröffnung einer Fluchtlinie. Im Gegensatz zu Foucault herrscht bei ihnen jedoch eine deutliche Skepsis vor, die Droge hat ihre gegenkulturelle, revolutionäre Kraft eingebüßt: "Statt einen organlosen Körper zu erzeugen, der voll oder reich genug für den Durchlaß von Intensitäten ist, schaffen die Drogen einen leeren oder gläsernen Körper, einen von Krebs befallenen Körper: die kausale Linie, die kreative Linie oder Fluchtlinie verwandelt sich sofort in eines Todeslinie, eine Linie der Vernichtung." (Deleuze, Gilles; Guattari, Félix: Kapitalismus und Schizophrenie. Tausend Plateaus. Merve Verlag: Berlin 1997; S. 388.)
So viel aber nur am Rande, das vollständige (d.h. die übriggebliebenen Fragmente) des Interviews mit Foucault finden sich hier: